Wir stecken in einer Klimakrise, die wir nicht mehr beenden, aber mit einem bewussten Lebensstil vielleicht noch eindämmen können. Es ist eine unleugbare Tatsache, dass hauptsächlich die Erfindungen der Neuzeit zu diesem erschreckenden Zustand geführt haben, aber jetzt hat die Menschheit wieder die Möglichkeit, durch ihre Erfindungen etwas der Erde davon zurückgeben, was wir von ihr gestohlen haben. Vielleicht die vielversprechendste neue Technologie ist die künstliche Intelligenz oder auf Englisch „artificial intelligence“.
Aber was ist genau die künstliche Intelligenz, und warum steht sie im Mittelpunkt vieler internationaler Diskussionen? KI ist nach Wikipedia „ein Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens und dem maschinellen Lernen befasst“. Diese Definition ist doch ein bisschen mangelhaft, da viele Menschen etwas anderes unter Intelligenz verstehen. Man kann aber sagen, dass KI ein Versuch ist, menschliches Denken, Kreativität und Lernen auf Maschinen zu übertagen. KI bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise bei Suchmaschinen, intelligenten Häusern oder in der Cybersicherheit, aber Experten sagen, dass sie auch in der Erreichung der Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle spielen wird. Google verwendet zum Beispiel ein AI-Modell, um den Energieverbrauch von seinen Data Centers zu reduzieren. Bei IBM wird künstliche Intelligenz für Wettervorhersage eingesetzt, und sie können dadurch die Genauigkeit mit sogar 30% verbessern, was nicht nur das Management von erneuerbaren Energiequellen und Süßwasser effizienter macht, sondern auch die Produktivität in der Landwirtschaft erhöhen kann.
Nachhaltigkeit hat viele Gesichter, und kann in vielen Kategorien unterteilt werden. Die Agenda 2030 fasst 17 Ziele zusammen, dazu gehören auch die Bekämpfung von Hunger und Armut, aber auch Geschlechtergleichheit und Maßnahmen zum Klimaschutz.
Ein schönes Beispiel des Einsatzes von KI im Kampf gegen Welthunger ist die Software Child Growth Monitor. Das Programm kann aufgrund eines kurzen Videos mit hoher Sicherheit feststellen, ob ein Kind unter Mangelernährung leidet. Das ist besonders wichtig, da sich Mangelernährung nur schwer bestimmen lässt, aber oft körperliche und geistige Wachstumsverzögerung der Kinder zur Konsequenz hat. Und dieses verzögerte Wachstum führt später in ihrem Leben zu einem erhöhten Armutsrisiko.
Das Child Growth Monitor zeigt also, dass KI auch dazu fähig ist, aufgrund von Fotos und Videos eine Situation zu beurteilen und Entscheidungen zu treffen. Dieses Prinzip kann auch in anderen Bereichen des Lebens Nutzen bringen. Jeder Landwirt weiß, wie unglaublich ärgerlich es ist, wenn ihre Pflanzen, mit denen sie sich täglich unermüdlich beschäftigen, durch Unkraut, Parasiten oder Tiere geschädigt werden. Und da es oft schwierig ist, festzustellen was sich genau hinter den Schaden steckt, kann eine Software, das nach Analyse eines Fotos sagen kann, was die Schädigung der Pflanze verursacht, große Hilfe für die Bauern bedeuten.
Eine andere Möglichkeit ist, dass Roboter eingesetzt werden können, um Unkraut zu jäten, wodurch weniger Herbiziden verwendet werden. Außerdem verwenden viele landwirtschaftliche Betriebe KI, um ihre Tiere zu überwachen, wodurch Krankheiten der Tiere früher erkannt und behandelt werden können.
Natürlich sind die Lagerung und der Transport von Lebensmitteln auch ein wichtiger Aspekt der Ernährungssicherheit. Roboter können verwendet werden, um Bestellungen zusammenzustellen, und die modernen Navigationssysteme erlauben Vorhersagen über mögliche Transportverzögerungen. Ein weiteres Anwendungsgebiet für KI werden in der Zukunft die autonomen Fahrzeuge darstellen, die durch Assistenzsysteme gesteuert werden. Der automatisierte Verkehr wird sehr viele Vorteile haben, beispielsweise eine erhöhte Sicherheit oder durch optimierten Verkehrsfluss geringere Umweltbelastung.
Diese Beispiele zeigen, dass KI zur erhöhten Produktivität in der Landwirtschaft, zu gesünderen, aber trotzdem bezahlbaren, Lebensmitteln, zur besseren Verfügbarkeit und dadurch zur Schaffung eines nachhaltigen Lebensmittelsystems beitragen kann. Sie bietet gleichzeitig eine umweltschonende Alternative zu den bereits bekannten Routineaufgaben.
Eine nachhaltigere Welt zu erreichen ist auf jeden Fall eine Mammutaufgabe, aber es ist wichtig zu erwähnen, dass wir auch ohne KI viel für unsere Welt tun können. Auch kleine Veränderungen des Lifestyles können etwas bewegen: wenn wir weniger Fleisch konsumieren, Leitungswasser statt Erfrischungsgetränke trinken und zum Beispiel eine Stofftüte zum Supermarkt mitnehmen, haben wir schon einen großen Schritt in Richtung eines nachhaltigen Lebensstils gemacht.
Die künstliche Intelligenz wird heute schon in vielen Bereichen eingesetzt, aber wir werden wahrscheinlich ihren spektakulären Vormarsch erst in den nächsten Jahrzehnten betrachten. Und obwohl Nachhaltigkeit jetzt nur ein Konzept ist, wofür wir noch sehr viel arbeiten müssen, stellen KI und weitere neue Technologien zahlreiche neue Möglichkeiten dar, um eine saubere, sichere und gesündere Welt für die nächsten Generationen zu hinterlassen.
Fanni Südi ist eine der drei Studierenden, die mit ihrer Bewerbung und diesem Essay die Jury des Huawei Scholarship überzeugen konnte und damit die Wohnheimförderung in der Höhe von 3.000 Euro für eines der ÖJAB-Wohnheime bekommt.
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